maandag 7 maart 2011

Predigt — Ein Gedicht von Erich Mühsam


Predigt

Ich sage nicht, du darfst nicht hassen, —
Noch sag ich, daß du hassen mußt:
Der Herzschlag in bewegter Brust
Läßt sich nicht in Gebote fassen.
Auch Liebe horcht nicht auf Befehle.
Du liebst: Verstündest du mich denn,
Wenn ich der Liebe Namen nenn,
Ein fremdes Wort in deiner Seele?
Ich weiß dich lieben. Meine Stimme
Braucht dir nicht sänftigend zu sein.
Du kennst Erbarmen und Verzeihn
Und suchst im Guten nicht das Schlimme.
Doch fälsch die Liebe nicht zur Schwäche!
Dem Argen stelle dich nicht blind.
Wo Niedertracht und Lügen sind,
Da ficht, da rotte aus, da räche!
Nicht will ich dich zum Hasser machen
Und sprech auch nicht: hab keinen Haß!
Doch will ich dir ohn Unterlaß
Der Leidenschaften Glut entfachen.
Nicht alles Heil entströmt der Milde.
Duie Liebe ist ein reicherer Born:
Verschmähe nicht ihr Salz: den Zorn!
Stark forme deine Welt zum Bilde!

Erich Mühsam (1878-1934)
Uit: Trotz allem Mensch sein — Gedichte und Aufsätze
Verschenen in Reclams Universal Bibliothek nr. 8238 (1984)
__________
Sehen Sie auch das andere von uns veröffentlichte Gedicht vom selben Autor auf unserer niederländischsprachigen Kulturswebseite Tempel der Letteren.
__________
In der Woche von Montag 7. März bis Freitag 11. März ist das Werk von Erich Mühsam Thema der Sendungen unter dem Titel Am Abend vorgelesen, jedesmal zwischen 22:00 Uhr und 22:35 Uhr, im deutschen Regionalsender NDR Kultur. Klaus Nägelen (Jahrgang 1927) liest vor.

Geen opmerkingen:

Een reactie posten