zondag 3 april 2011

Beherzenswerte Worte von Angelus Silesius

Im Grunde ist alles eins

Man red't von Zeit und Ort,

von Nun und Ewigkeit:
Was ist denn Zeit und Ort und Nun und Ewigkeit?



Das Licht besteht im Feuer

Das Licht gibt allem Kraft: Gott selber lebt im Lichte.
Doch wär er nicht das Feu'r, so würd es bald zunicht.


Die Sünde

Der Durst ist nicht ein Ding und doch kann er dich plagen;
Wie soll dann nicht die Sünd den Bösen wenig nagen?


Die Gerechtigkeit


 Was ist Gerechtigkeit? Das, welches allen gleich

sich gibt, entbeut, geläßt hier und im Himmelreich.

Angelus Silesius (1624-1677)



Der Glaube

Der Glaube, Senfkorn groß, versetzt den Berg ins Meer:
Denkt, was er könnte tun, wenn er ein Kürbis wär.


Die Hoffnung

Die Hoffnung ist ein Seil; könnt ein Verdammter hoffen,
Gott zög ihn aus dem Pfuhl, in dem er ist versoffen.







Die Zuversicht


Die Zuversicht ist gut und das Vertrauen fein;
Doch bist du nicht gerecht, so bringt es dich in Pein.


Der Zorn

Der Zorn ist höllisch Feu'r; wenn er in dir entbrennt,
So wird dem heil'gen Geist sein Ruhbettlein geschändt.


Dem Spötter taugt nichts

Ich weiß, die Nachtigall straft nicht des Kuckucks Ton,
Du aber, sing ich nicht wie du, sprichst meinem Hohn.


Der Zufall muß hinweg

Der Zufall muß hinweg
und aller falsche Schein;
Du mußt ganz wesentlich und ungefärbet sein.


Teil der Titelseite mit Insignum des
Verlags, von Angelus Silesius-Buch
Der Cherubinische Wandersmann.

Die Ichheit schafft nichts
Mit Ichheit suchest du bald die, bald jene Sachen;
Ach ließest du's doch Gott nach seinem WIllen machen.


Die Schönheit

Die Schönheit ist ein Licht; je mehr dit Licht gebrist,
Je greulkicher du auch an Leib und Seele bist.


Mit Schweigen hört man

Das Wort schallt mehr in dir als in des andern Munde?
So du ihm schweigen kannst, so hörst du es zur Stunde.




vrijdag 1 april 2011

Gedanken über Kunst im Bezug auf Wissenschaft

Lev Nikolajewitsch Tolstoi (1828-1910) hat sich schon früh mit dem Gedanken auseinandergesetzt dass Kunst eine Fiktion sei, da die Verlockung bestünde sich mit Puppen, Bildchen und Liedern, mit dem Spiel und mit Märchen die Zeit zu vertreiben. Mehr nicht.
Andere, entweder Zeitgenossen Tolstois oder schon viel ältere Denker, Theologen und eben so manch ein Betreiber der Kunst selbst, bis in die heutige Zeit, hat sich über das Metier, bzw. das Phänomen der Kunst Gedanken gemacht und die zu Papier gebracht. Einige davon sind hier versammelt.


Friedrich Schlegel,
omstreeks 1790.
Vielleicht Kunst = Wissenschaft + Bildung.
Friedrich Schlegel (1772-1829)

Das absolute Wissen führt zum Pessimismus: die Kunst ist dat Heilmittel dagegen.
Friedrich Nietzsche (1844-1900).

Die Kunst ist so gut Forschung, wie die Wissenschaft, und die Wissenschaft ist so gut Gestaltung, wie die Kunst. Die Kunst tritt ebenso notwendig in dem Augenblick auf, in dem der Mensch für sein erkennendes Bewußtsein die Welt zu schaffen gezwungen ist.

Konrad Fiedler (1841-1895)

Wissenschaft ist Spektralanalyse.
Kunst ist Lichtsynthese.
Karl Kraus (1874-1936)

Was uns zeigen soll, ist nicht der Inhalt und seine Realität, sondern das in Rücksicht auf den Gegenstand ganz interessenlose Scheinen. Vom Schönen wird gleichsam das Scheinen als solches für sie fixiert, und die Kunst ist die Meisterschaft in der Darstellung aller Geheimnisse des sich in sich vertiefenden Scheinen der äußeren Erscheinungen.
Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831)


Friedrich Wilhelm Joseph
von Schelling (1775-1854)
Kunst will nie Schein, will Wirklichkeit, ist Wirklichkeit; und zwar eine höhere, eindringlichere, stärkere, unverwischbare, daher meist einfachere als die Natur oder das Leben sie zu geben vermag.
Rudolf G. Binding (1867-1937)

Die Kunst ist das Reale, Objektive.
Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling (1775-1854)

Unsere Kunst ist ein von der Wahrheit Geblendet-Sein: Das Licht auf dem zurückweichenden Fratzengesicht ist wahr, sonst nichts.
Franz Kafka (1883-1924)


Die Kunst ist allerdings auf diese ewige Täuschung begründet, durch die wir Gebilde als unmittelbar  wirklich uns vorstellen sollen, die lediglich in der Idee ihre Wirklichkeit haben, aber diese Kunst des Scheins, welche das Kunstschöne in seiner höchsten Bedeutung ist, hat es eben nur mit dem wahren Schein zu thun, der in alle Ewigkeit Wirklichkeit zu sein verdient, und der mit seinen Illusionen in einem Spiel der Freizeit dasjenige darstellt, was in seinem innersten Grunde eigentlich nur die höchste Nothwendigkeit selber ist.
Theodor Mundt (1808-1861)
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Mehr Gedanken über Kunst, in deutscher Sprache verfasst, finden Sie auf unserer niederländischsprachigen Schwesterseite Tempel der Wijze Woorden, in einem Beitrag vom 1. April 2011.